Freitag, 31. August 2012
PRINZIPIEN DES PILATES*
Kontrolle
Alle Trainingsmethoden benötigen zur erfolgreichen Anwendung ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit auf die korrekte Haltung und die präzise fließende Ausführung. Diese Fähigkeit zur Bewegungskontrolle entwickelt sich auf allen Ebenen der Bewegung; die Anforderungen steigern sich mit der Komplexität der Bewegungsfolgen. Jede Übung sollte kontrolliert ausgeübt werden: Das Bewusstsein für die Stellung sämtlicher Körperteile wird durch die neutrale Position des Beckens und den Einsatz der tiefen Stützmuskulatur gefördert. Es geht nicht um Quantität der Bewegungen, sondern um deren Intensität und Qualität. Zudem um die kontrollierte Aktivierung der richtigen Muskelzüge und deren Reihenfolge.

Zentrierung
Die Konzentration liegt auf den Muskeln, die die wichtigen Regionen der Körpermitte steuern, sodass der Rest des Körpers effizient funktioniert. Die Stützmuskulatur ist in der erforderlichen statischen Haltung zu aktivieren. Der erforderliche Stützmuskel beziehungsweise die erforderliche Stützmuskelgruppe wird über eine Zeitspanne hinweg in leichter Spannung gehalten. Jeder Bewegungsschritt sollte aus einem stabilen Zentrum heraus und mit aktiviertem Powerhouse ausgeführt werden.

Konzentration
Wichtig ist die Verbindung zwischen Körper und Geist. Wenn man sich beim Trainieren auf die Muskeln und das Ziel der Bewegung konzentriert, kann man diese besser ausführen. Während jeder Übung sollte man sich ständig seines ganzen Körpers bewusst sein und immer bestrebt sein, so korrekt wie möglich zu arbeiten. Der Lage- und Bewegungssinn, die so genannte Propriozeption ist das normale, durch Nervenempfindungen vermittelte Bewusstsein von Position und Bewegung der Gelenke und Glieder. Dieser Sinn kann trainiert werden und sollte zur Weiterentwicklung der funktionellen Bewegungsmuster ständig gefordert werden. Die Bewegung muss gefühlt und nicht nur ausgeführt werden.

Präzision
Die Konzentration fördert die Präzision der Bewegung. Präzision ist nur möglich mit Konzentration und Kontrolle. Die wiederholte korrekte Ausführung einer Übung bringt den Trainingserfolg. Man sollte sich beim Trainieren nicht auf die reine Körperkraft verlassen, sondern sensibel auf die nötige Bewegungsqualität achten.

Bewegungsfluss
Alle Bewegungen sollten weder steif noch abgehackt sein, sondern weich und fließend, wie auch im Alltag. Qualität entsteht nicht durch Anstrengung, sondern durch Umsicht und führt im Rahmen des Pilates-Trainings zu dynamischen und harmonischen Bewegungsmustern. Statt isolierte Muskeln anzuspannen, sollte der Trainierende ganze Muskelgruppen koordinieren und in der richtigen Reihenfolge bewegen. Zunächst sollte man jede Bewegung langsam ausführen und das Tempo später steigern. Erfolgreich sind auch Übungen, die mit Richtungs- oder Tempoänderungen ausgeführt werden und die mehr als ein Gelenk gleichzeitig bewegen. Effiziente Bewegungen erfordern einen Ausgleich zwischen Muskelentspannung und Kontraktion. Das Pilates-Training verhilft so auch im Alltag zu einer geschmeidigen Bewegungsqualität.

Atmung
Die Atmung ist eine unwillkürliche lebensnotwendige Tätigkeit und hat einen großen Einfluss auf alle körperlichen Aktivitäten. Die Konzentration auf die Atmung führt zu Wachheit und Achtsamkeit. Es gilt, bewusst mit jeder Bewegung zu atmen und den Atem keinesfalls anzuhalten. Ein korrektes Atemmuster erhöht die Achtsamkeit, die Rumpfstabilität und den Gebrauch des unteren Rippenbogens. Außerdem fördert es die Verbindung zwischen Beckenboden und Zwerchfell. Die seitliche Rippenatmung, also das Weiten der Rippen durch das Einatmen ermöglicht eine komplette, optimale Füllung der Lungenflügel. Grundsätzlich gilt es, in der Bewegungsextension einzuatmen und bei Flexion auszuatmen. In dieser forcierten Atemtechnik sah Joseph Pilates den Schlüssel zur vollständigen Ausatmung während jeder Übung.

Ausrichtung / Verlängerung
Zur richtigen Haltung gehört eine korrekte Ausrichtung entlang der Körperachse. Man arbeitet im Pilates-Training hauptsächlich mit neutral positionierter Hüfte und sollte nicht von der Bewegungsachse abweichen. Die Wirbelsäule strecken, heißt, sie zu entlasten. Vor einer Beugung oder Drehung wird sie entlastet. Egal, aus welcher Position, die Wirbelsäule wird immer bewusst aus der Hüfte verlängert. Außerdem wird mit langen Muskeln gearbeitet.

Ausdauer
Die für die Ausführung der Übungen nötige Ausdauer entsteht durch die Belastung bei der kontrollierten und korrekten Ausführung der Übungen. Ausdauer kann als Kraftverbesserung der während der Übung belasteten Muskeln angesehen werden. Sie lässt die Bewegungsqualität wiederholbar werden.
*Nach Paul Massey Pilates Anatomie und Balance is the Key/Trainingsunterlagen

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